Projekt
„Solidarische Saat – Saatgutvermehrung in der Gruppe“
Der
Obst- und Gartenbauverein Bengel e.V. hat 2014 eine Sammlung von
traditionellen und regionalen Sorten diverser Nutz- und Zierpflanzen
gegründet – die „Saatgutbibliothek“.
Das
Besondere: Alle in der Sammlung enthalten Sorten sind sog.
„samenechte“ Sorten, also nachbaubar. Hybridsorten (in der
Regel erkennbar an dem Zusatz „F1“), die nicht ohne den Verlust
von sortentypischen Eigenschaften der Pflanze im Hausgarten
vermehrbar sind, sind nicht willkommen.
Warum
Saatgut gewinnen?
Wer
samenechte Sorten anbaut, kann von den Pflanzen Saatgut für die
nächste Saison gewinnen. Dies ist in vieler Hinsicht wertvoll:
- Wir können den Kreislauf der Pflanze vom Samenkorn zum Samenkorn erleben.
- Die Pflanzen lassen sich an die Boden- und Klimaverhältnisse vor Ort anpassen, wenn sie jedes Jahr nachgezogen werden. So trotzen wir dem Klimawandel und züchten unsere eigene Haus-und Hofsorte.
- Wir machen uns unabhängig von der Saatgutindustrie, die durch Privatisierung (Sortenschutz und Patente) das Kulturgut „Saatgut“ vereinnahmt und durch die Vermarktung der Einweg-Sorten (Hybride) für die industrielle Landwirtschaft kleinbäuerliche Landwirtschaft und biologische Vielfalt weltweit bedroht.
- Wir sparen Geld, indem wir Saatgut, so wie es jahrhundertelang Tradition war, wieder selber machen, tauschen und teilen, also nicht kaufen müssen.
- Wir lernen voneinander und miteinander, wie wir gesunde Nahrungspflanzen anbauen, traditionelle Landsorten bewahren und Sorten weiterzüchten.
Bisher
konnte jede*r kostenlos Saatgut aus der mittlerweile mehrere hundert
Sorten umfassenden Saatgutbibliothek erhalten, wenn er/sie bereit
war, von den daraus wachsenen Pflanzen wieder Saatgut zu gewinnen und
an die Bibliothek zurückzugeben.
Wer
was vermehrt, wurde nicht gemeinsam geplant und organisiert, sondern
ergab sich zufällig. Getauscht und geteilt wurde im Rahmen der
Saatgutbörse und in Bengel beim „Saatgutkaffekränzchen“ oder
den Workshops zur Saatgutgewinnung.
Für
das Gartenjahr 2017 haben wir ein neues Konzept für die
Saatgutsammlung und Saatgutvermehrung entwickelt und nennen das
Projekt nun „Solidarische Saat“:
Wie
funktioniert „Solidarische Saat“?
Wir
sprechen uns ab, teilen uns die Arbeit und die Ernte:
- Im Kreis derer, die sich für das Thema Saatgutvermehrung in der Region Eifel-Mosel-Hunsrück interessieren, sprechen wir ab, wer welche Pflanzen bei sich im Garten (Hausgarten, Schulgarten, Gemeinschaftsgarten), auf der Terasse oder dem Balkon vermehren kann.
- Jede*r entscheidet selbst, wieviele Sorten er/sie als „Pate/Patin“ vermehrt. Auch kleine Beiträge sind willkommen (z.B. Saatgut von Bauernstauden, Schnittlauch oder anderen Pflanzen im Garten abzunehmen, die „eh dort wachsen“).
- Am Ende der Saison schauen wir, wieviel Saatgut von den einzelnen Pflanzen verfügbar ist und teilen uns die „Ernte“. Eine Portion kommt in die Saatgutsammlung. Wenn wir viel Saatgut produzieren, können wir es im Rahmen der regionalen Saatgutbörsen (Bengel und Trier) tauschen, teilen oder gegen Spende anbieten.
- Schon während der Saison können wir untereinander tauschen und teilen, z.B. überschüssige Sämlinge/Jungpflanzen oder Ernteüberschüsse. Als Ergänzung zu unserer Gruppe bieten sich dafür auch der Tauschkreis des OGV Bengel (Mail- und Telefonliste), die OGV-Facebook-Seite sowie die Facebookgruppe "Natürlich gärtnern Eifel-Mosel-Hunsrück" und die regionalen Tauschbörsen (in Bengel, Enkirch und Trier) an.
Der
Vorteil:
Jede*r
kann sich auf die „eigene“ Sorte konzentrieren und
spezialisieren und so hochwertiges Saatgut gewinnen. Das Problem,
dass nicht jede*r Platz und Zeit und das Wissen hat, alles an Gemüse,
Blumen und Kräutern selbst zu vermehren, wird durch die
Zusammenarbeit in der Gruppe gelöst.
Denn
jede*r bekommt von den anderen in der Gruppe regional produziertes
Saatgut für den Anbau zum „Aufessen“.
Jede*r
kann mitmachen, Vorkenntnisse nicht erforderlich!
Interessant
sind nicht nur Gemüsesorten, mitmachen können alle Pflanzen!
- Nicht alle Pflanzen werden über Samen vermehrt. Wir verstehen unter Saatgut im Rahmen des Projektes „Solidarische Saat“ nicht nur Samen – alle Nachkömmlinge der Pflanzen sind willkommen, auch Pflanzgut wie Knollen (Knollenziest, Oca, Kartoffeln, Topinambur), Ausläufer, Stecklinge, Edelreiser, Zwiebeln und Sämlinge.
Bis
wann kann ich mich anmelden?
- Für das laufende Kalenderjahr immer bis zum Beginn der Pflanzzeit Mitte Mai.
Ich
habe noch keine „Haus- und Hofsorte“ und kein Saatgut. Kann ich
trotzdem mitmachen?
- Wer nicht weiß, was er/sie vermehren könnte, kann sich Sorten aus der Saatgutbibliothek aussuchen. Dort warten viele besondere, leckere, teils seltene Sorten auf Pat*innen. Wir beraten gerne bei der Auswahl.
Jede*r
gärtnert für sich alleine, wo und wie treffen wir uns denn dann als
Gruppe „Solidarische Saat“?
- Während der Saison finden Treffen zum Austausch und Workshops statt, in der Vergangenhiet haben wie uns meistens zu Beginn der Saison in der Aussaatzeit und am Ende zur Verteilung des Saatgutes getroffen.Für 2021 haben wir aufgrund der CoVid19-Pandemie und den Kontaktbeschränkungen bisher kein Treffen im echten Leben geplant.
- Für Fragen und Tipps stehen darüber hinaus die Ansprechpartner*innen (s.u.) zur Verfügung, die auch den Emailverteiler bedienen.
Kontakt:
Email:
solidarischesaat[at]mailbox.org
(Emails an diese Adresse werden weitergeleitet an die Ansprechpartnerinnen)
Annette
Fehrholz, Bengel, Tel. 06532-9559379
Tina
Niedersberg, Enkirch, Tel. 06541-9939
Christiane
Wagner, Malberg, Tel. 06563-8710
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