Dienstag, 20. Februar 2018

Bericht von der Jahreshauptversammlung 2018

Am vergangenen Samstag hat die jährliche Versammlung der Mitglieder des OGV Bengel im Mehrzweckraum der Gemeinde Bengel stattgefunden. 23 Mitglieder haben teilgenommen.

Wie jedes Jahr stand der Bericht der Vorsitzenden, des Kassierers und der Kassenprüfer auf dem Programm. Die beiden Kassenprüfer attestierten unserem Kassierer Klaus Koch eine einwandfreie Kassenführung und Kassenprüfer Marcus Diedrich bat um Entlastung des Vorstandes, die die Mitgliederversammlung auch einstimmig erteilte.

Rückblick auf das Vereinsjahr 2017:
Unsere Vorsitzende Annette Fehrholz berichtete vom vergangenen Verinsjahr und zeigte einige Fotos der Aktivitäten.
Es fanden fast in jedem Monat interessante Veranstaltungen statt. Zum Jahresbeginn haben wir zwei ausgebuchte Obstbaumschnittkurse und ein Workshop zur Veredelung von Obstgehölzen mit Lutz Lambrecht von den Baumschulen Tannenhof angeboten. 
Highlight im Vorfrühling war unser 4. SAMEN-FEST, die Saatgutbörse für die Region Mittelmosel-Eifel-Hunsrück. Im Anschluss an die Börse hat Ute Braun, Hirtin aus Laufersweiler uns von ihrem Sommerleben auf der Alm erzählt.
Im März gab es einen Workshop zur Aussaat und Anzucht und einen Info- und Kochabend zum Thema "Sprossen".
Gleich drei Kräuterspaziergänge fanden im April statt, mit botanischem, kulinarischem und heilkundlichem Schwerpunkt.
Ende April haben wir die 8. Pflanzentauschbörse in Bengel angeboten - und viele Pflänzchen haben wieder den Besitzer gewechselt...
Ende Juni gab es einen besonderen Abend mt Geschichten und Ritualen rund um die Johannisnacht.
Im Augst haben wir dann zum zweiten Mal nach unserem Jubiläumsfest zum 85. Bestehen 2015 einen großen "Markt der Vielfalt" in Bengel organisiert - gemeinsam mit dem KulturSalon MittelMosel, der ein tolles Kulturprogramm mit Lesungen, Kunstaktion, Schattentheater für Kinder und einem Theaterstück aus dem Haus der Jugend Wittlich zusammengestellt hat. Über 30 Aussteller und Infostände haben Alternativen zum herkömmlichen Bauern- und Handwerkermarktangebot gezeigt - ökologisch und fair produzierte Waren, regionale Besonderheiten, Upcycling,  Dinge zum Tauschen & Lebensmittel zum Verschenken... 
Es war zwar wieder viel Arbeit, aber auch ein voller Erfolg. Fast 1000 Besucher haben an dem Tag den Weg nach Bengel unternommen und mit uns gefeiert.
Wir wollen nun den Markt der Vielfalt im Wechsel mit dem Historischen Dorffest in Wittlich-Dorf alle zwei Jahre, also wieder 2019 anbieten.

Im Herbst gab es noch einen Bastelnachmittag für Familien in der Grundschule Alftal, bei dem ein gutes Dutzend Tierwohnungen für Vögel, Igel und Fledermäuse gebastelt wurden. Ein besonderer Dank geht an Hermann Braun aus Bausendorf für die Vorbereitung der Bausätze!

Besonderes Highliht 2017 war die Gründung des Sorten-Vielfaltsgartens auf dem Demterhof Breit in Wittlich, ein gemeinsames Projekt mit dem Verein Hof Breit e.V.  Im Vielfalts-Sortengarten bauen wir regionale und selten gewordene sowie besondere Nutzpflanzen an, z.B. unsere Lokalsorte, die "Bengeler Zuckererbse Simon", oder die weiße Bete "Weiße Rübe aus Istanbul", die Freilandfleischtomate "Sputnik, die Stangenbohne "Ahrtaler Köksje" oder die Hunsrücker Stangenbohnen aus der Sammlung von Friedmunt Sonnemann.
Der Garten wird von einer Gruppe Gärtner*innen gepflegt, die sich wöchentlich auf dem Hof trifft, jede*r kann mitmachen (auch ohne Mitglied zu sein)! Infos gibt es auf der Internet - und Facebook-Seite des Sortengartens.
Im September war sogar das Fernsehen im Sortengarten: für die SWR-Landesschau wurden dort die Wetternachrichten aufgezeichnet und wir wurden dabei gefilmt, wie wir im strömenden Regen die Trockenbohnen geerntet haben :-)
Hier kann man sich den kurzen Beitrag nochmal anschauen.
Schon das erste Jahr war sehr erfolgreich und wir freuen uns auf die Saison 2018! Auf der Saatgutbörse am 4.3. in Bengel bieten wir Saatgut aus dem Vielfalts-Sortengarten gegen Spende an. 

Auch unser neues Saatgutvermehrungsprojekt "Solidarische Saat" lief gut an, ein Dutzend Gärtner*innen hat sich in einer Gruppe zusammengeschlossen, um sich gegenseitig bei der Vermehrung von Nutz- und Zierpflanzen zu unterstützen und auszutauschen. Jede*r vermehrt eine oder mehrere Pflanzensorten für die anderen mit und so erhält man am Ende der Saison eine Menge hochwertiges Saatgut oder auch Stecklinge bzw. Knollen aus regionaler Vermehrung. Für 2018 suchen wir noch weitere Mitgärtner*innen.

Im November haben wir erneut als Mitglied des Dachverbandes „Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt“ am jährlichen Treffen des Verbandes in der Nähe von Kassel teilgenommen.
Gemeinsam mit dem auch im Dachverband organisierten Verein Freie Saaten e.V. aus der Südpfalz haben wir einen Brief an Landwirtschaftsminister Wissing zu den Fördergrundsätzen für pflanzengenetische Ressourcen formuliert und den Minister eingeladen, sich vor Ort zu unserer Arbeit zum Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt zu informieren. 
Mit dem Projekt „Open Source Seed“-Lizenz (Schutz vor Patentierungen von Saatgut) haben wir überlegt, wie unsere regionalen Landsorten als "gemeinfreie, offen zugängliche" Sorten Verbreitung finden können.
Mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Bad Kreuznach, genauer gesagt mit dem Projekt "Förderung Historischer Nutzpflanzen in Rheinland-Pfalz" unter Leitung von Dr. Bettina Orthmann arbeiten wir schon länger zusammen, sie hat uns auch bei der "Forschungsarbeit" an der Bengeler Zuckererbse an der Universität Kassel/Witzenhausen unterstützt.
2017 haben wir im Sortengarten einen Versuchsanbau von Stangenbohnen für das Projekt durchgeführt. Für 2018 ist eine Zusammenarbeit zur Sichtung von Genbankherkünften alter rheinland-pfälzischer Nutzpflanzen geplant.

Zu den Finanzen: Aufgrund der Einnahmen aus unseren großen Veranstaltungen haben wir trotz der Anschaffung einer Industriespülmaschine für mehr als 1700 € einen Jahresgewinn von fast 1000 € erwirtschaftet. 
Einen Teil des Vereinsvermögens wollen wir einsetzen, um eine Vereinsfahrt, z.B. nach Merzig in den Garten der Sinne zu bezuschussen und für ein Sommerfest an der Ölmühle in Bengel.

Wir sind in den vergangenen Jahr stark gewachsen auf inzwischen über 220 Mitglieder aus dem Alftal (ca. 65 %) und einem Umkreis von 50 km um Bengel. 
2018 wollen wir daran arbeiten, uns besser kennen zu lernen - z.B. in vierteljährlichen Treffen der Mitglieder zu bestimmten Themen (wie Obstbau, Ziergarten, Saatgutgewinnung etc.), bei Ausflügen und Feiern, bei denen wir nicht nur als Helfer und Kuchenbäcker aktiv sind, sondern uns auch einfach mal unter Vereinskollegen in aller Ruhe austauschen können.
Deshalb wollen wir dieses Jahr außer der Saatgutbörse am 4.3. keine große Veranstaltung in der Bengeler Turnhalle organisieren. Der Pflanzentausch soll dieses Jahr in Enkirch in Kooperation mit dem Hunsrücker Tauschkreis stattfinden und im Herbst wollen wir, sofern es dann dieses Jahr mal ausreichend Obst gibt, einen Keltertag anbieten.

Zu den vereinseigenen Geräten gibt es eine Neuigkeit: Unser langjähriger Gerätewart Heinz Steffens hat sein Amt 2017 abgegeben - neuer Gerätewart ist Dietmar Niedersberg in Enkirch. Der Vorstand dankte Heinz Steffens, der krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte,  für sein besonderes Engagement für den OGV Bengel und wird ihm nach seiner Genesung ein kleines Dankeschön-Präsent überreichen.

Nach dem formalen Teil des Treffens, der nach einer guten Stunde abgeschlossen war, haben wir uns mit einem besonderen Gast, dem aus Polen stammenden Winzer und leidenschaftlichem Gärtner Andrzej Greszta aus Kröv ausgetauscht. Er erzählte uns von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen polnischen und deutschen (Nutz-)Gärten. Leider ist festzustellen, dass zwei negative Gartentrends aus Deutschland nach Polen exportiert wurden: Die Schottergärten, die den Lebensraum für Insekten bedrohen, sowie das Hybridsaatgut aus dem Hause Kiepenkerl....
Überrascht war Herr Greszta über die vielen Gemeinsamkeiten der traditionellen polnischen Selbstversorger-Gärtner und (Nebenerwerbs-)Landwirte mit unseren Mitgliedern, wie zum Beispiel die Leidenschaft für Kohl und rote Bete oder das Fermentieren von Gemüse. Das kannte er bisher von anderen deutschen Gärtnern nicht.

Der Abend klang gemütlich mit Enkircher Speckkuchen, Brot mit Linsenaufstrich und Kräuterquark und Wein unserer Vereinswinzer aus Mesenich und Enkirch aus.

Der Vorstand freut sich über weitere Ideen und Vorschläge, wie wir das Gartenjahr 2018 gestalten können, gerne per Email an ogvbengel@gmail.com.